Allgemein, Musiktheater, überdiesProbenblog: ERNANI Woche 2

Giuseppe Verdi
Ernani

26. Januar 2018

 

ERNANI – Die Musik

Zwischen Belcanto und »Verdi-Sound«

 

Giuseppe Verdis Durchbruch als Opernkomponist verdankt sich, zumindest der Legende nach, den zähen Überredungskünsten des Direktors der Mailänder Scala, der Verdi nicht nur das Libretto zur ersten großen Erfolgsoper – Nabucco – zugesteckt, sondern ihn zum Komponieren auch noch in ein Zimmer eingeschlossen haben soll. Das war 1842.

Zwei Jahre später ist Verdi bereits ein bekannter Mann und kann seinerseits Forderungen an die Theater stellen: Welchen Stoff er vertonen wolle, welche Sänger auftreten sollten, mit welchem Librettisten er zusammenarbeiten wollte – und ob er sich zu dem angebotenen Gagensatz überhaupt bereit erklären könnte, eine bestellte Oper auch zu schreiben. Als das prestigeträchtige venezianische Opernhaus La Fenice bei Verdi anklopft, sind monatelange Verhandlungen nötig, bis man sich einig wird. Verdi wird Victor Hugos Skandalstück Hernani aus dem Jahr 1830 zur Oper machen. Noch 12 Jahre zuvor war ein Vincenzo Bellini mit dem gleichen Plan an der Zensur gescheitert.

 

 

Einer der größten Theaterskandale der Geschichte: Die Uraufführung von Victor Hugos Hernani an der Comédie-Française 1830

 

Verdi zeigte sich allerdings mit der vorgeschlagenen Sängerbesetzung unzufrieden und noch bis kurz vor der Premiere am 9. März 1844 wird fleißig umbesetzt. Was aber Verdis größten Unmut erregte, war die vorgesehene und in der Tradition der Opera Seria nicht ungewöhnliche Besetzung der Titelpartie mit einem »bartlosen Jüngling« – einer Sopranistin in Hosenrolle. Um den jugendlich, draufgängerischen Helden Ernani glaubhaft darstellen zu können, setzte Verdi die Besetzung mit einem Tenor durch. Und schrieb für diesen eine zugleich brillant virtuose und heldisch schwere Partie.

 

 

Beginn von Erbanis Auftrittsarie »Come ruggiarda…«

Gleich zu Beginn stellt sich der Ernani mit einer mehrteiligen Arie vor, in der er seine Liebe zu Elvira beschreibt und den Plan fasst, sie mit Hilfe seiner Freunde aus den Fängen des alten Silva zu entführen.

Insbesondere dieser Auftrittsarie, die zudem vom Chor unterstützt wird, hört man an, dass Verdi die Traditionen des Belcanto sehr gut kannte. Verzierungen, Triller, hohe Töne. Insbesondere in den langsamen, lyrischen Abschnitten aber hört man ihn schon sehr deutlich, den unvergleichlichen »Verdi-Sound«, wie zum Beispiel hier in diesem Cantabile des Baritons Don Carlo:

 

 

Don Carlo, ebenfalls in Elvira verliebt, versucht hier seinerseits sie zum Mitgehen zu bewegen. »Vieni meco, sol di rose« – Komm mit mir und dein Weg wird nur von Rosen bestreut sein. Verdi selbst lag diese liebliche, weich verführerische Stelle besonders am Herzen, so soll er mit dem Argument, dass er diese Stelle nicht würde singen können, einen der möglichen Sänger für die Uraufführung ausgeschlossen haben.

 

Aber auch die Sopranistin ist gefordert:

Diese hochvirtuose Arie ist die Auftrittsarie der Elvira. Sie schildert hier ihre Sehnsucht nach Ernani und ihren Willen, mit ihm zu fliehen, sollte er sie aus den Armen Silvas befreien.

 

Und Silva selbst bekam zur Scala-Premiere in Mailand eine zusätzliche Cabaletta, die seine Bereitschaft, sich an den jugendlichen Verführern »seiner« Elvira zu rächen, sehr deutlich zum Ausdruck bringt:

https://www.youtube.com/watch?v=k3KBcTqTB6Q

cd