Allgemein, überdiesAnsichten eines Opernpudels 7

Mannheim, den 23.3. 2018

 

Liebe Leserinnen und Leser!

Eigentlich wollte ich heute über die roten Ampeln in Mannheim schreiben. Aber nun muss ich etwas anderes erwähnen. Kinder und Tiere haben ja angeblich auf der Bühne eines  Kulturtheater nichts verloren. Deshalb liebe ich Debussys „Pelléas und Mélisande“ so sehr, da gibt es diesen herrlichen Kleinkindauftritt im dritten Akt. In manchen traumverlorenen Stunden habe ich mich schon selbst in diese Rolle hineinphantasiert, aber meine Stimme ist und bleibt zu rau für so etwas.

Gestern habe ich mich dafür auf der Hauptprobe dieser Oper im Studio Werkhaus  herumgetrieben.  Nun muss ich sagen: Das Hundegehör ist dem menschlichen Ohr weit überlegen; wir können störende Nebengeräusche wie das Orchester einfach ausblenden. Ich brauche keine Übertitel; ich verstehe auch so, was die Sänger mitteilen wollen.

Aber diese Kammerversion gestern war dennoch eine Sternstunde. Was für ein Abgrund an Menschenproblemen fiel mich da an, ganz direkt und unverstellt! Beseelt sprang ich nach der Probe auf die Straße, um die aufwühlenden Eindrücke zuhause bei einem guten Napf Wasser sacken zu lassen.

Aber nun kommen die roten Ampeln ins Spiel. Egal, an welche Straße ich kam, alle Ampeln waren – wie immer – rot. Manchmal waren sie rot, obwohl die Autos ebenfalls rot hatten. Manchmal war die eine Seite der Straße schon grün, aber die andere nicht, so dass ich minutenlang auf winzigen Verkehrsinseln zubrachte. Manchmal sollte eine Straßenbahn kommen, ließ sich aber nicht blicken. Rot, wohin ich sah. Leere Straßen, rote Ampeln. Rot, überall.

Vielleicht hat der Mensch einfach Freude an Situationen, in denen es keinen Ausweg mehr gibt? Wo alle Hoffnung  vergeblich ist? Wo sich das Schicksal in seiner ganzen Unerbittlichkeit zeigt? – Mag sein. Menschen sind seltsam. Immerhin würde das aber Meisterwerke wie den „Pelléas“ oder die Ampelsteuerung in Mannheim erklären.

Euer Opernpudel

Bela