Allgemein, Mitsingen, Musiktheater, überdiesALPHABET meets POPPEA

Der ALPHABET-Chor in der Neuinszenierung von Claudio Monteverdis
Krönung der Poppea

 

ALPHABET-Chormitglied Annette Vondung berichtet:

 

Professionelles Gesangstraining für Laien
… aber auch sehr viel Spaß und Aufregendes

 

Von Pop bis Poppea

Beim ersten Projekt des APHABET-Chores stand das Erleben im Vordergrund, die Freude am Singen, das Spüren von Rhythmus, das Begleiten von Solisten des Nationaltheaters, die jenseits der Oper mit uns fünf Popsongs beim Theaterfest 2017 aufführten.

Das war ein Klangerlebnis von ca. 140 Stimmen, das uns wohl alle sehr berührte. Zufriedenheit bei allen, tolle Stimmung im vollen Opernsaal und bei uns auf der Bühne.

 

Musikalische Kompetenzen

Beim nunmehr zweiten Projekt steht neben allem Spaß und wiederum Freude, mit professionellen und sehr netten Künstlern vom Nationaltheater und von auswärts zusammen etwas Großartiges auf die Bühne zu stellen, für mich der Erwerb gesanglicherund musikalischer Kompetenz im Vordergrund.

Es war gut, schon früh ein Instrument erlernt zu haben, Noten lesen zu können, nicht zuletzt durch das Tanzen ein Rhythmusgefühl zu haben und auch zu hören, ob der gesungene Ton zu dem vom Klavier gespielten passt. Denn zu Beginn des Opernprojektes gab es unerwartet ein Auswahlvorsingen, das für mich als noch eher Chorunerfahrene eine ganz schöne Herausforderung war. Dieses Hürde genommen, konnte es losgehen. Schon in den disziplinierten Proben abermals mit unserem humorvollen und uns begeisternden Joe Völker gab es viel zu lernen, wie das richtige Einsingen und Atmen (auch an welchen Stellen es gerade wichtig ist, nicht zu atmen) oder gerade für uns Soprane für die höheren Töne die richtige Körperspannung, wie auch das aufeinander Hören bis hin zum stilechten Singen: In diesem Falle passend zum Frühbarock in Form eines Lobpreises und eines noch älteren Spottliedes. Außerdem mussten wir lernen, unsere Stimme richtig weiter zu singen, während alle Stimmlagen auch mit jeweils anderem Rhythmus durcheinander sich im Raum bewegen. Sprich das richtige Singen, während man um sich all die anderen Tonlagen und Rhythmen hört. Das betrifft vor allem das Lied, das wir am Schluss der Oper singen: „Scaramella“ – eine Frottola aus dem Jahr 1501.

 

Übergabe an die Regie

Nach den musikalischen Proben, die schon im Dezember 2017 angefangen haben, wurden wir von der „Regie übernommen“ und bei der ersten Probe im Probenzentrum Neckarau auch von der Opernintendanz begrüßt. Wir waren wohl alle sehr gespannt, wie es nun weitergehen würde. Weitere wichtige Erfahrungen, Kompetenzerwerb und Qualitätssteigerung würde ich auf den Stundenplan schreiben. Wir übten Details der altitalienischen Aussprache mit dem Nativspeaker Matteo Pirola, die Pointierungen, Rhythmuswechsel unserer komplizierten Stücke (vor allem „Scaramella“), Gesangsausdruck (ein „Gloria“ will eine wahrhaftige Lobeshymne sein!) und stellten uns auf eine neue Art des Dirigierens mit dem musikalischen Leiter und Experten für Barockmusik Jörg Halubek ein. Mit diesen beiden und Alexander Gergelyfi, der für uns das Cembalo spielt und extra für unseren Chor das „Gloria“ komponierte, erfuhren wir die praktische Umsetzung von Notierungen wie pianissimo, crescendo, ritornello, fermate oder legato… Also die Arbeit am Detail, denn schließlich sind wir alle als Teil einer öffentlichen Opernaufführung dem Publikum verpflichtet.

 

 

Spaß am szenischen Arbeiten

Neben dem vielen Musikalischen soll hier aber auch erwähnt werden, dass es nicht nur sehr viel Spaß macht, all den originellen szenischen Ideen von Regisseur Lorenzo Fioroni „Folge zu leisten“, der uns 80 Laien sehr offen und freundschaftlich begegnet und uns manchmal auch ganz schön fordert. So schreiten, „schuften“ und tanzen wir im Wasser und sind überraschend viel szenisch dabei. Teilweise bewegen wir uns und reagieren wir, während wir singen, und an anderer Stelle tanzen wir „spöttischen Freestyle“, während wir „Frühbarock“ singen. Aus dem, was zunächst „nur“ ein Chorprojekt war, ist inzwischen auch ein szenisches und tänzerisches Projekt geworden, was mir sehr gut gefällt. Immer wenn wir denken, so jetzt haben wir alles und müssen das nur noch üben, zaubert Lorenzo noch etwas aus seinem Hut der vielen Ideen. Unterstützt wird er dabei von seinem Assistenten Milo Pablo Momm, der uns „Tanzstunden des höfischen Paartanzes“ gibt.

 

»Denkt an die Konsonanten!«

In der vorletzten Probe brachen wir in Gelächter aus, als wir vor versammelter Mannschaft von Dramaturgin, Kostümschneiderinnen, Organisatorin und den genannten Musikern und Regisseuren uns darin versuchten, auf die doch komplexe Musik von „Scaramella“ – jeder in seiner Stimmlage und dem entsprechenden eigenen Rhythmus (und für meine Stimme Sopran II sogar noch unterschiedlichen Gesangseinsatz) – als Gesamtchor choreographisch richtig zu tanzen und gleichzeitig zu singen und plötzlich eingeworfen wurde: „Denkt an die Hervorhebung der Konsonanten!“ Da konnten wir, die gerade unsere Füße entknoteten, nur noch von Herzen lachen. Hier waren wir an einer Grenze angekommen, die aber wahr-und ernst genommen wurde: In der nächsten Probe kam dann die Erlösung. Erst choreographisch Tanzen und im Anschluss singen und frei tanzen, uff, welche Erleichterung. Das ist das Schöne: Immer ist es ein respektvolles Miteinander in Kommunikation und Erarbeitung.

Während dieses Projektes lernten und lernen wir immer noch neue sehr nette Menschen kennen, so auch Sabine Blickenstorfer und Anne Dehof aus der Kostümabteilung, die uns mit Neoprenhosen und -schuhen helfen, im Wasser auf der Bühne „trocken zu bleiben“ und zu „schwitzen“, denn drüber kommen natürlich noch die entsprechenden Kostüme, oder Cordula Demattio, die Dramaturgin unserer „Poppea“ sowie Michaela Krimmer, die Organisatorin unseres ALPHABET-Chores und Jan Dvorak, dem wir zu verdanken haben, dass es uns überhaupt gibt. Allen großen Dank, es ist super mit euch!