Allgemein, Musiktheater, überdiesDie Meistersinger von Nürnberg – ein Probeneinblick

Die Meistersinger von Nürnberg – ein Probeneinblick

Ein Beckmesser mit Katzenhaarallergie

„Fanget an!“, ruft Nigel Lowery. Nun sollen sie singen und die Probe kann beginnen. „Fanget an“, diese Phrase mit der bei den Meistersingern jeder Singerwettstreit beginnt, wurde bei Regisseur und Assistenz sprichwörtlich.

Heute wird die 3. Szene des 3. Akt geprobt. In dieser Szene kommt Beckmesser in Sachs‘ Haus, Sachs selbst ist für einen Moment nach draußen gegangen. Beckmesser findet nun das Gedicht, das Walther in der vorherigen Szene gedichtet und Sachs für ihn aufgeschrieben hat. Beckmesser glaubt nun, Sachs hätte nun doch die Absicht, mit einem Lied um Eva zu werben und ist sehr wütend. Als Sachs dazu kommt klärt er das Missverständnis auf und schenkt Beckmesser das Gedicht.

Die Szene beginnt instrumental ohne Gesangstext. Das lässt der Inszenierung viel Freiraum.

In Lowerys Inszenierung bewegt sich Beckmesser, gesungen von Joachim Goltz, zu Beginn der Szene über die Bühne. Aber nicht einfach so – er ist von einer Katzenallergie geplagt. Und nun treibt ihn eben Hans Sachs‘ Katze durch die Werkstatt und bei dem Versuch das Gedicht an sich zu nehmen, wird Beckmesser von der Katze angefallen.

Unsere letzte Probe dieser humoristisch inszenierten Szene war noch vor der Sommerpause. Dementsprechend kann Nigel Lowery sich heute seiner Inszenierung mit einem frischen Blick widmen. Sein Kommentar: „It is an operetta, isn’t it?“. Der Souffleur kann stellenweise nicht an sich halten und lacht laut los. Auch alle anderen, die an der heutigen Probe teilnehmen, haben ein breites Grinsen auf den Lippen.

Die Atmosphäre eines Satyrspiels ist hier wirklich auf den Punkt getroffen. Es macht Spaß, Beckmesser dabei zuzusehen, wie er von der Katze ausgetrickst wird. Der Kampf mit der Katze wird von Joachim Goltz großartig und mit viel Witz gespielt, sodass kein Mundwinkel unten bleiben kann.

Ich freue mich schon auf die Reaktion des Publikums, das hoffentlich genauso viel Freude an den nahezu komödiantischen Fähigkeiten von Joachim Goltz als Beckmesser in dieser Szene haben wird!

 

 

Text und Bilder: Julia Cantzler