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Erste Proben mit den Statisten

06.10.2018

 

Es ist Samstagmorgen und die Statisten finden sich zum ersten Mal auf der Probebühne ein. Insgesamt sind es etwa 20 Personen verschiedenen Alters, die die unterschiedlichsten stummen Rollen übernehmen und sich in das Gesamtbild einfügen.

 

Ein Sarg und seine Bedeutung

 

Nach einer kleinen Einführung in das Stück und die Inszenierung werden zunächst die „Sargträger“ in ihre Rolle eingewiesen. Der Sarg erscheint symbolisch häufig dann, wenn Gefahr im Verzug ist. In den Meistersingern ist das eine ganz besondere Gefahr, nämlich die Bedrohung des „Versingens“. Das ist zum Beispiel im 3. Akt auf der Festwiese der Fall, wo Beckmesser Walther Lied, welches Sachs aufgeschrieben hat, völlig verunstaltet zum Besten gibt.

 

Auch Prügeln will geübt sein

 

Viel mehr Zeit aber nimmt das Inszenieren der Prügelszene in Anspruch.

Sie findet am Ende des 2. Aktes statt. Es geht ein Disput zwischen Beckmesser und Sachs voraus: Sachs nämlich stört das Werbelied für Eva, das Beckmesser ihr am Fenster singen möchte, durch heftige und zahlreiche Hammerschläge auf den Leisten. Die Befürchtung von Beckmesser, der Lärm könne die Nachbarn aufwecken, wird von Sachs mit den Worten „die sind’s gewöhnt. Es hört keiner drauf“ abgetan. Beckmessers Befürchtung stellt sich jedoch als sehr berechtigt heraus und tatsächlich kommen nach und nach alle Nachbarn auf die Straße, weil sie sich vom Lärm gestört fühlen. Eine große Prügelei bricht aus.

Gesanglich ist diese Prügelszene sehr anspruchsvoll. Damit sich die Sänger voll und ganz auf den Gesang konzentrieren können und dennoch die Energie im Spiel rüber gebracht werden kann, kämpfen in dieser Inszenierung nicht reale Menschen miteinander – sondern Puppen, die von den Statisten geführt und bespielt werden. Da die Puppen zur Probe noch nicht fertig sind, bekommen die Statisten erstmal nur Stäbe ausgeteilt. Nach einer Einführung in die Bewegungen gibt der Pianist einen musikalischen Einblick in die Stimmung der Szene. Eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die er mit Bravour meistert. Er spielt nicht nur den Orchester-Part für diese Szene, er singt auch einzelne Stimmen.

Für die tatsächliche Probe mit Musik wird er dann jedoch von einer eingespielten Aufnahme abgelöst. Die Bewegungen werden jetzt zur Musik umgesetzt und man spürt wie die Statisten mit jeder Wiederholung immer weiter in ihre Rollen finden. Das leichte Geklacker der Stäbe wird mehr und mehr zu einem wahrhaftigen Kampf. Da das Timing an dieser Stelle sehr wichtig ist, gibt es viele Wiederholungen bevor die nächste Szene in Angriff genommen werden kann.

 

Den Katzen wird Leben eingehaucht

 

Die zweite Szene, in der die Statisterie prominent zum Einsatz kommt, ist die Szene mit Beckmesser und seiner Katzenhaaralergie. Über diese Szene habe ich bereits im Blogbeitrag 2 berichtet.

Da nicht alle Statisten an dieser Szene beteiligt sind, haben sie Zeit, sich das Geschehen in Ruhe anzugucken. Die spontane Reaktion ist sehr positiv, es wird viel gelacht. Eine schöne Bestätigung dafür, dass diese Szene wohl auch während der Aufführung für viel Heiterkeit im Publikum sorgen wird.

 

Schon bei diesen ersten Proben mit den Statisten wird sichtbar, wie diese sich als Teil des Ganzen in die Inszenierung einfügen und somit das Gesamtbild für den Zuschauer vervollständigen. Ich bin gespannt, wie sich die Szenen in den nächsten Proben bis zur Premiere weiterentwickeln und verfeinern werden.

 

Text und Bild: Julia Cantzler