Allgemein, Musiksalon, überdiesProbenblog Fidelio: Woche eins

Probenwoche eins
FIDELIO

25.-30. Oktober

 

Letzten Mittwoch war es soweit – die erste szenische Probe stand an. Geprobt wurde auf der Probebühne in Neckarau und alle waren da: der Regisseur, der Dramaturg, die Kostüm-und Bühnenbildnerin, der Korrepetitor, die Regie-, Kostüm-und Bühnenbildassistenten und die Darsteller – full house also.

Wir begannen mit der zweiten Szene, in der Fidelio ungeduldig von Rocco erwartet wird. Anschließend folgten das Quartett und die Gold-Arie von Rocco. Nach und nach entstand eine ganze Szene. Auch an den Dialogen zwischen den musikalischen Nummern wurde sehr viel gearbeitet, gefeilt, hin- und herprobiert, Text verändert. Denn erst auf der Probe konnte man wirklich erkennen, wie die Dialoge wirken, die es bisher nur auf dem Papier gegeben hat. Die Dialoge wurden übrigens von Regisseur Roger Vontobel und Dramaturg Jan Dvorak eigens entworfen. Schließlich gibt es neben den »normalen« Sprechdialogen, die in Fidelio vorkommen und von den Sängern selbst gesprochen werden, in dieser Konzeption noch einen Schauspieler. Und auch der hat selbstverständlich Text.

Das Bühnenbild von Claudia Rohner besteht aus einem schwarzen rechteckigen Podest, das den Kerker darstellen soll, in dem Florestan gefangen ist. Folglich bewegt sich der Schauspieler, der Florestan verkörpert, nur innerhalb dieses begrenzten Raumes. Im Stück taucht Florestan eigentlich erst im zweiten Akt auf. Bei uns ist er die gesamte Zeit anwesend und alles, was man auf der Bühne sieht, scheint wie eine Vision oder ein Fieberwahn des eingekerkerten Florestan. Rein praktisch heißt das, dass in jeder Szene überlegt werden muss, was dieser Schauspieler-Florestan »in seinem Kerker« macht – nicht immer eine leichte Aufgabe!

Im Laufe der Woche wurde schließlich auch noch der erste Auftritt von Gouverneur Pizarro geprobt. Auf der einen Seite ist er ein sadistischer Tyrann, der die Macht über alles zu haben scheint, auf der anderen Seite fürchtet er sich aber davor, Florestan nicht mehr rechtzeitig töten zu können, bevor der Minister ihn entdeckt. Er ist in heftiger Bedrängnis und seine Rolle doch gar nicht so leicht zu greifen, wie man sich auf den ersten Blick denken könnte.

Es war eine sehr aufregende erste Probewoche; ich bin schon gespannt, was diese Woche bringen wird!

 

Cinzia Bantle