AllgemeinProbeneinblick »DARK SPRING« #1

Woche 1

6. Juli bis 12. Juli

Immer den Pfeilen nach

In allen Farben kommt es zum Einsatz, es gehört zur Standardausrüstung auf allen Bühnen und Probebühnen, auf Filmsets und bei sonstigen Großveranstaltungen: das Gaffer Tape. Dank seiner besonderen Zug- und Klebeeigenschaften eignet es sich hervorragend für Markierungen aller Art – vom Kreuzchen auf dem Boden, das anzeigt, wo ein bestimmtes Möbelstück oder eine spezielle Requisite platziert werden soll bis hin zur Kennzeichnung von Zugstangen, Abständen, Sichtlinien und dergleichen mehr. Seit neuestem ist nun eine weitere Funktion hinzugekommen, die uns (und das Gaffer Tape) vermutlich noch einige Zeit beschäftigten wird: die Markierung der erlaubten Singrichtung.

Seit Montag, 6. Juli, probt das Team um Regisseurin Barbora Horáková Joly auf der Opernbühne des NTM an der Uraufführung von Hans Thomallas Song-Oper »Dark Spring«. Das Bühnenbild von Annemarie Bulla besteht aus einem weitläufigen System verschiedener Stege. Diese Stege erinnern an Laufstege, gleichzeitig aber markieren sie auch die Distanz, die zwischen den vier Darsteller*innen herrscht, die Abgründe, das Labyrinth der Wahrnehmungen. Das Bühnenbild – obwohl lange vor Corona entworfen und erarbeitet – scheint wie gemacht dafür, auf Abstand zu gehen. Angesichts der geltenden Abstandsregeln keine ganze schlechte Ausgangsbasis. Anders als sonst, begann die Probenarbeit an »Dark Spring« dann auch nicht mit einer musikalischen Probe, sondern mit Zollstock und Metermaß. Und hier kommt nun auch das Gaffer Tape wieder ins Spiel. All jene Punkte im Bühnenbild, von denen aus man mindestens sechs Meter vom nächsten Orchesterstuhl oder Zuschauersitz entfernt ist, wurden grün markiert und mit einem Pfeil ausgestattet, der die zulässige Singrichtung angibt. Tetris für Fortgeschrittene!

Das getan, begann eine beeindruckende Verwandlung: Aus Shachar Lavi, Anna Hybiner, Magid El-Bushra und Christopher Diffey wurden mit Wendla, Ilse, Moritz und Melchior im Handumdrehen vier Teenager auf der Suche nach sich selbst, ihrem Glück, Wünschen und Hoffnungen (und manchmal auch nach grünen Pfeilen).

Eine volle erste Probenwoche, die neben intensiven Bühnenproben auch Filmdrehs, Interviews und Videoarbeit mit Live-Kameras enthielt, neigt sich dem Ende zu. Wie es weitergeht mit dem Bühnenbild, das in der nächsten Woche Schritt für Schritt fertig gestellt wird, den Dreh- und Probenfortschritten, erfahren Sie im nächsten Proben-Einblick!

Cordula Demattio