Allgemein, MusiktheaterAufstieg und Fall der Stadt Mahagonny

1. Juli 2017 - 19:30

Was ist der Taifun an Schrecken gegen den Menschen, wenn er seinen Spaß haben will?

 

Bertolt Brecht und Kurt Weills bitterböse Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny aus dem Jahr 1930 feiert am 1. Juli Premiere am Nationaltheater Mannheim.

Die polizeilich gesuchten Gangster Fatty, Dreieinigkeitsmoses und Leokadja Begbick gründen eine Stadt: Mahagonny soll sie heißen und Männer mit Sex und Whiskey um ihr Geld bringen. Der Traum vom Paradies zieht bald leichte Mädchen und unzufriedene Männer an, unter ihnen die vier Holzfäller Jim, Jack, Bill und Joe. Obwohl ihm die Hure Jenny gut gefällt, will Jim die Stadt schon bald wieder verlassen, denn das durch Verbote regulierte Laster reizt ihn nicht.
Derweil sorgt die Nachricht für Entsetzen, dass ein Hurrikan auf die Stadt zurase. Jim beschwört in einer Ansprache die Kürze des Lebens, das man in vollen Zügen auskosten müsse. Angesichts der Katastrophe überzeugt er die Menge: Die Begbick hebt ihre Verbote auf. Der Hurrikan nähert sich – und schlägt einen Haken um die Stadt. Die geretteten Einwohner leben fortan nach Jims Lehrsatz »Du darfst.« Nun herrschen Laster und Maßlosigkeit in Mahagonny. Fatty frisst sich zu Tode, Joe wird beim Boxen von Dreieinigkeitsmoses erschlagen. Jim wiederum kann seine Zeche nicht mehr bezahlen und wird dafür zum
Tode verurteilt. Regisseur Markus Dietz hat noch bei einigen engen Weggefährten Brechts gelernt. Für ihn ist Mahagonny ein Werk, das präzise gelesen werden muss, um die Balance zwischen Show und Tragödie zu wahren. Denn nirgendwo ist man der widersprüchlichen Gestalt Brechts näher als bei der Auseinandersetzung mit dem Anti-Moralismus dieser Oper – ein Antimoralismus, der im Zeitalter der Globalisierung neue Aktualität gewinnt.

 

Fotos: Hans Jörg Michel