Allgemein, überdiesFünf Dinge, die Sie schon immer wissen wollten: Rossinis Aschenputtel

EINS

Rossini erhielt 1816 den Auftrag, die Karnevalssaison am Teatro Valle in Rom zu eröffnen, doch wenige Tage vor dem geplanten Termin war noch nicht einmal ein geeigneter Stoff gefunden worden. Als ihm sein Librettist Jacopo Ferretti das Aschenputtel-Märchen vorschlug, war Gioacchino Rossini Feuer und Flamme. Die Oper entstand innerhalb von nur fünf Wochen und wurde am 25. Januar 1817 uraufgeführt.

 

ZWEI

Eigentlich sollten die Oper und ihre Titelheldin Angiolina heißen. Da dies jedoch zu jener Zeit der Name einer berühmten Herzensbrecherin war, war dem kirchlichen Zensor der Titel zu anstößig. Man entschied sich für den Titel La Cenerentola und Angiolina wurde zu Angelina.

 

DREI

Bis ins 18. Jahrhundert hinein galten Märchen als Erzählungen der armen und einfachen Leute. Erst nach der Veröffentlichung der berühmten Märchensammlung des Franzosen Charles Perrault im Jahr 1697 rückten Märchen in das Interesse des europäischen Bürgertums. Den Grund dafür sieht man vor allem in seiner speziellen Erzählweise, die sich sowohl an Kinder als auch an Erwachsene richtete. Erwachsene vermochten in den Geschichten erotische Anspielungen entdecken, die den Kindern verborgen blieben.

 

VIER

Librettist Jacopo Ferretti ersetzte den berühmten gläsernen Schuh, den Aschenputtel auf dem Ball des Prinzen verliert, durch einen Armreif. Der Grund: Im frühen 19. Jahrhundert, unter dem strengen Auge des kirchlichen Zensors, war es undenkbar, die nackte Fessel einer Frau auf der Bühne zu zeigen.

 

FÜNF

Haben Sie eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Aschenputtels Schluss-Arie „Non più mesta“, in der sie die glückliche Wendung des eigenen Schicksals besingt, und der Enthüllungs-Arie des Grafen Almaviva „Cessa di più resistere“ aus Der Barbier von Sevilla festgestellt? Sie liegen richtig. Der rasante Opernbetrieb des 19. Jahrhundert forderte es, dass Komponisten aus Zeitmangel Teile eigener Werke wiederverwerten mussten. Das war damals gängige Praxis und auch vom Publikum durchaus akzeptiert.

 

Julia Warnemünde