Eine Frage an die Regisseurin Luise Kautz in Zeit der Proben für die Studioproduktion „Pelleas und Melisande“:
Von welchen Kernideen gehst du in deiner Inszenierung aus?
Die Grundidee hinter der Inszenierung ist, dass wir eine Gesellschaft zeigen, zeitlich verortet in der Entstehungszeit der Oper, die sehr streng und rigide ist. Eine Gesellschaft, die nicht fähig ist, ihre Gefühle zu zeigen oder wirklich miteinander zu kommunizieren.
Die daraus entstehenden Konflikte können die Figuren nicht lösen und schaffen sich daher Märchenorte, die ihnen Freiheiten ermöglichen, die sie so in ihrer Welt nicht finden. So führt Pelleas Melisande an einen mystischen Brunnen, weit weg vom Schloss, an dem sie einander ungestört und frei kennenlernen können. Für andere Figuren, wie beispielsweise Golaud, werden diese Orte zum unheimlichen Vergrößerungsspiegel, zum Abbild unterdrückter Sorgen, Triebe und Gefühle. Am Ende der Erzählung bieten die Märchensymbole keine Alternativen mehr, sie werden zum Ausdruck des Scheiterns: Die Figuren scheitern an sich selbst, an den sozialen Umständen – am Leben.