Philosophische Diskussionen
in »Die Krönung der Poppea«
Die Inszenierung »Die Krönung der Poppea« bezieht sich in ihrer philosophisch-ästhetischen Ausrichtung auf die Entstehungszeit der Oper um 1640. »Die Poppea von Monteverdi ist das Produkt einer Epoche, die von Pioniergeist, Wissensdurst und extremer Experimentierfreudigkeit geprägt ist. Man glaubte, letztlich alles verstehen und darstellen zu können. Diesen bewussten Willen zur Innovation finde ich höchst inspirierend«, sagt Regisseur Lorenzo Fioroni.
Im zweiten Teil der Oper führen die Figuren des Prologs – Tugend, Schicksal und Liebe – ein Streitgespräch und bringen dabei ganz verschiedene Positionen ins Spiel. Hier sind sie nachzulesen:
Platon: Die Seele ist dauerhaft, während der Körper schwach ist und eine kürzere Zeit überdauert. Jede Seele überlebt viele Körper. (5. Jh. v. Chr.)
Platon weiter: So lange wir einen Körper haben und die Seele von diesem Übel infiziert ist, werden wir niemals ganz erreichen, was wir begehren, das heißt: die Wahrheit. (5. Jh. v. Chr.)
Aristoteles: Bei allen Tieren, die einen Blutkreislauf haben, ist das höchste Organ aller Sinneswahrnehmung das Herz.
Aristoteles: Die inneren Teile des Körpers sind unbekannt, besonders die des menschlichen Körpers. So muss man sich an die Teile anderer Tiere halten, die ihrer Natur nach dem Menschen ähnlich sind, und sie untersuchen. (4. Jh. v. Chr.)
Galen: Es ist besser mit Schweinen oder Ziegen zu experimentieren als mit Affen. So ist man nicht dem unangenehmen Ausdruck auf dem Gesicht des Affen ausgesetzt, während er lebend seziert wird.
Die Stoiker: Die Vernunft steht über allem. Sie beherrscht die sieben Seelenteile, die den Körper durchziehen wie die Arme eines Oktopusses. (1. Jh. n. Chr.)
Galen: Blut, gelbe Galle, schwarze Galle und Schleim sind die vier Säfte des Körpers. Sind sie im Gleichgewicht, bezeichnen wir einen Menschen als gesund. Liegt eine Störung der Ausgewogenheit vor, ist der Mensch krank. (1 Jh. n. Chr.)
Andreas Vesalius (einer der ersten und berühmtesten Anatomen der Neuzeit): Ich bin mir bewusst, wie erschütternd es für die meisten Wissenschaftler ist, in einer einzigen anatomischen Sezierung zu sehen, wie sehr Galen sich geirrt hat. (1543)
René Descartes: Es ist auch nötig zu wissen, dass es im Körper einen Teil gibt, in dem sie ihre Funktionen mehr als in allen anderen ausübt. Ich habe erkannt, dass es allein der innerste Teil des Gehirns, nämlich eine gewisse sehr kleine Drüse, sein muss. Ich bin überzeugt, dass die Seele im gesamten Körper keinen anderen Ort haben kann als diese Drüse.
Es gibt sechs ursprüngliche Passionen der Seele, nämlich Verwunderung, Liebe, Hass, Verlangen, Freude und Traurigkeit. (1649)
Giorgio Baglivi: Der menschliche Leib ist mit seinen chymico-Mechanischen Bewegungen vom Prinzip der puren Mathematik herzuleiten. (1700)
Stephen Hawking: Ich sehe das Gehirn als einen Computer an, der aufhört zu arbeiten, wenn seine Einzelteile nicht mehr funktionieren.
Es gibt kein Leben nach dem Tod für kaputte Computer; das ist ein Märchen für Leute, die Angst im Dunkeln haben. (2011)
Robert Harrison: Der Tod ist die Mutter der Schönheit. Ohne den Tod wird alles fahl und verliert seinen Reiz. (2018)
Elias Canetti: Wir müssen böse sein, weil wir wissen, dass wir sterben. Wir wären noch böser, wenn wir von Anfang an wüssten, wann. (20. Jhd)
Michel de Montaigne: Philosophieren heißt sterben lernen. (1580)