Konzert, Mannheimer Sommer, Musiksalon, Musiktheater, Programm Mannheim, überdiesIm Künstlergespräch: Friedrich Liechtenstein

Friedrich Liechtenstein
Wir, die Festivalscouts, hatten die Ehre ein ausführliches Künstlergespräch mit unserem schillernden Gast Friedrich Lichtenstein führen zu dürfen.
Angefangen von seinen Erzählungen zu seinem Werdegang, seinem (Vor-)Leben als Puppenspieler bis hin zu seinen goldenen Fingernägeln konnten wir viele verschiedene Eindrücke sammeln. Wie in einer Traumwelt festgefangen berichtete uns Liechtenstein von seiner Befreiung aus dem realen Lebensraum, gefiltert durch die leicht getönten Gläsern seiner (Eskapismus-)Brille. Aber auch seine Person fühlt sich dadurch von „unschönen Realitäten“ geschützt. Im Gespräch hebt er die Metapher der drei (eigentlich vier) Affen (Höre, sieh und schweige, wenn du in Frieden leben willst) hervor.
„Was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, darauf schaue nicht;
was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, darauf höre nicht;
was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, davon rede nicht;
was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, das tue nicht.“
– Konfuzius (Lun Yu, Gespräche, Buch 12)
Ganz nach dieser Devise denkt, lebt und handelt Liechtenstein selbst: so sucht er das ganz individuelle „Schöne“ auch in seinen Mitmenschen.
Liechtenstein hatte nie Angst, sein Ziel nicht erreichen zu können. Immer passierte etwas und egal was geschah, es hatte auch eine schöne Seite. Mit Ausdauer, einem angeborenen Urvertrauen in die Welt und Selbstüberzeugung schaffte der mittlerweile 62- Jährige 2014 mit „Supergeil“ für Edeka seinen Durchbruch und erreichte somit das, was er sich vorgenommen hat: Ein Popstar sein.
Was er berührt, wird mit seiner meterweiten Aura aufgeladen: das noch so schnöde Toilettenpapier oder die Getränkedose bekommen schlagartig einen ganz neuen Glamour.
In Mannheim hatte er mit dem Friedrich Liechtenstein-Trio sowie dem Mannheimer Nationalorchester den Auftakt zu seiner Sparkling Love Towers World Tour, der mit Standing Ovations und zwei Zugaben fulminant einschlug.
Na dann hoffen wir doch sehr, dass er mit seiner pazifistischen Denkweise nicht auf die Schnauze fallen wird und er weiterhin erfreuliche Texte wie „Shave the monkeys“ (ob es einen Zusammenhang zu den oben genannten Affen gibt, bleibt ein Rätsel) verfassen und performen kann.

 

– Helena Feher & Ronja Donath

(Foto by ©Lys-Y-Seng & Tomaso Baldessarini)