Konzert, Musiksalon, NTM / POPDILLON

27. Oktober 2018 - 20:00

Eine unerwartete Erfahrung.

Dunkel und ungewöhnlich gespannt kommt einem das Opernhaus an diesem Abend vor. Die ersten Töne von »kind«, dem ersten Lied von Dillons gleichnamigem Album dringen von einer schwarzen, kaum erleuchteten Bühne in den Zuschauerraum. Die Sängerin selbst tritt in Gegenlicht auf, so kommt einem ihre Figur wie ein Schatten vor, um den eine weiße Linie gezogen ist. »Let in the Light« lautet eine sich immer wiederholende Zeile des Liedes, und doch ist die Bühne nie ganz beleuchtet. In Lichtkegeln oder vor orange beleuchtetem Nebel bewegen sich die Gestalten der Musiker wie Scherenschnitte zu dem durchdringenden Bass. Darüber baut sich ein vielschichtiges Gebäude aus den unterschiedlichsten Klängen auf. Ungewohnt zurückhaltend durchdringt der Klang der Bläser die Melodien, die Dillons emotionsgeladene Stimme aus den Schatten klingen lässt. In ihrem Lichtkegel ganz alleine und dem Publikum mit dem Rücken zugewandt könnte man fast meinen, sie sänge nur für sich selbst während sie sich von den sich immer weiter steigernden Elektrobeats genauso gefangen nehmen lässt, wie die Zuhörer. Die Spannung, durch ihre authentische Stimme und geheimnisvolle Texte heraufbeschworen, entläd sich schließlich in aufgekratzten, wilden Lightshows. Im Opernhaus wahrscheinlich genauso selten wie eine Sängerin, die das Publikum dazu auffordert ihr Chor zu sein. Das Lied »Tip tapping« singt sie wie eine Maus an den Bühnenrand gekauert während das Publikum singend, fast flüsternd den Refrain erwiedert. Ein weiterer ruhiger Moment erwartet das Publikum ganz unverhofft. Bevor sie ihre Zugaben singt, stellt sich Dillon an ihr Klavier und singt, verwünscht einen dem Publikum unbekannten Adressaten und nimmt ihre harten Worte dann wieder zurück »don’t die«.
Nach der zweiten Zugabe hat sie alles gesagt, sie legt ihr Mikrofon auf den Boden und tritt zum Applaus gemeinsam mit den anderen Musikern ins Licht.

 

von Carlotta Riedelsheimer