Konzert, MusiksalonBachs Musikalisches Opfer im Musiksalon und auf der Opernbühne

Sonntag, der 7. Mai 1747 – dieser Tag bildet den Ausgangspunkt für gleich zwei Projekte des Nationaltheaters in diesem Frühjahr. Es ist der Tag, an dem der 62-jährige Johann Sebastian Bach den preußischen König Friedrich II. in seinem Schloss Sanssouci in Potsdam besuchte. Bach war als Organist und Kirchenkomponist schon legendär, der preußische König ein Musikliebhaber.

Bach wurde bei seinem Besuch ein komplexes Thema vorgespielt, dessen Ausgestaltung in einem Stück eine echte Herausforderung sein musste. Dennoch schaffte es der erfahrene Kirchenmusiker, ad hoc eine dreistimmige Fuge aus dem Thema abzuleiten. Die Anwesenden waren begeistert. Als Friedrich II. ihm jedoch auftrug, eine sechsstimmige Fuge zu improvisieren, war das Ergebnis nicht vollkommen zufriedenstellend. Bach war fortan hochmotiviert und wollte das Thema »in einer ordentlichen Fuga zu Papier bringen«, gemeinsam mit ein paar weiteren Ausarbeitungen. Das Ergebnis ist die Stücksammlung Musikalisches Opfer, die heute zu den berühmtesten Kompositionen Bachs gehört.

Das Nationaltheater beleuchtet diese folgenreiche Begegnung von zwei Seiten: Beim Musiksalon am Sonntag, den 10. März wird das Treffen aus der Sicht Johann Sebastian Bachs hörbar – sowohl durch Musik als auch durch Rezitation, die – unter anderem mit dessen eigenen Worten – in die Zeit des Barockmusikers entführt. Mitglieder des Nationaltheaterorchesters bringen gemeinsam mit renommierten Gästen das Musikalische Opfer zum Klingen. Zwar ist der Notentext überliefert, doch Bach hat keine vollständigen Angaben zur Besetzung und Reihenfolge der Sätze gemacht. Die Musiker des NTO nutzen diese Freiheit für eine besonders klangvolle Interpretation, bei der das Ricercar a 6 zum Schluss den Höhepunkt bildet. Und am Anfang steht das »königliche Thema«, mit dem alles begann.

 

 

In der Zwei-Sparten-Produktion Sanssouci bringt Stephan Thoss das Schloss Friedrichs II. und seine Sicht auf das Zeitgeschehen auf die Bühne. Tanz, Operngesang und Chor sind mithilfe von Kostüm und Bühnenbild im Setting des frühen 18. Jahrhunderts zusammengeführt. Auf der Opernbühne des Nationaltheaters zeigt Stephan Thoss uns Größe und Pracht, ebenso wie die persönlichen Gedanken und Gefühle des Monarchen und der Menschen, die an seinem Leben teilhaben. Er deckt die Leidenschaften auf, die in dem König stecken und in der Musik, die ihn umgibt. Das ist natürlich unter anderem die von Bach; Händels Psalmvertonung Dixit Dominus fügt ein weiteres Puzzleteil zum Zeitgeist des 18. Jahrhunderts hinzu. Denn hier begann die europäische Aufklärung und mit ihr ein neues Menschenbild, das zunächst auf starken Widerstand traf. Beeindruckende Bilder von Leidenschaft und Aufruhr sind ab dem 14. März in Sanssouci im Opernhaus zu sehen.

 

von Caterina Szigeth