Konzert, MusiksalonDas Buch der Hängenden Gärten – Ein Liederabend mit Thomas Berau

11. Mai 2019 - 20:00

Wir freuen uns auf den kommenden Liederabend in der Montagehalle  mit dem Ensemblemitglied Thomas Berau, der in dieser Spielzeit unter anderem als Jupiter in »Orpheus in der Unterwelt« und Amfortas in »Parsifal« auf der Opernbühne zu sehen ist, und NTM-Pianist Elias Corrinth.

Die industrielle Atmosphäre der Montagehalle, in der für gewöhnlich ganze Bühnenbilder probeweise aufgebaut werden, wird zur Kulisse, für die Liedkompositionen drei bekannter Komponisten, die an der Schwelle zum 20. Jahrhundert gewirkt haben.

Arnold Schönberg (1874 – 1951) ist als Revolutionär in die Musikgeschichte eingegangen. Seine »Erfindung« der Zwölftonmusik markiert die große Zäsur zwischen einem traditionellen Verständnis von Harmonik und deren Auflösung, zwischen dem Bezugssystem klar definierter Tonarten und der »Emanzipation der Dissonanz«.

Zu dieser Emanzipation, wie Schönberg sie selbst nannte, war es ein langer Weg – und er beschritt ihn in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts mit großer Entschlossenheit. Stefan Georges »Buch der hängenden Gärten« wurde für Schönberg in dieser Zeit zur idealen Vorlage: In fünfzehn Gedichten stellt er aphoristisch verknappt nicht nur die emotionalen Zustände eines jungen Prinzen dar, der auf der Suche nach seiner Geliebten einen paradiesischen Garten betritt. Zugleich lässt er auch die geisterhaften Stimmen des Gartens selbst zu Wort kommen.

»Mit den George-Liedern ist es mir zum ersten Mal gelungen, einem Ausdrucks- und Formideal nahezukommen, das mir seit Jahren vorschwebt«, schrieb der Komponist anlässlich der Uraufführung des Liedzyklus’ 1909 in Wien.

Johannes Brahms (1833 – 1897) war für Schönberg eine prägende Figur. Mit seiner Kompositionstechnik der entwickelnden Variation, die Motiven und musikalischem Material immer neue Nuancierungen abgewinnt vertonte er in »Neun Lieder und Gesänge« op. 32 aus dem Jahr 1864 Gedichte von August von Platen und Georg Friedrich Daumer.

Wenn Johannes Brahms neben der Musik eines sehr persönlich nahm, dann war es das Wort. So suchte er für seine Lieder stets Texte, zu denen er eine persönliche Verbindung spürte und solche, der seine Musik zur künstlerischen Vollendung verhelfen konnten. Wie die Gedichte Georg Friedrich Daumers, dem aufgrund seiner Frauenbilder und der erotischen Freizügigkeit seiner Texte der Ruf eines Skandalautors vorausging. Dabei erhielt Daumer Inspiration von den größten Dichtern der Geschichte: Aus dem Mährischen und Persischen übersetze er eine ganze Reihe von Gedichten. Vier davon inspirierten Brahms zur Vertonung. Schließlich war er begeistert von der Idee, dass die Text-Übersetzung das Wissen anderer Kulturen anderen zugänglich machen konnte. Er hoffte, dass seine Musik die ursprüngliche Kraft des Gesagten bewahren könne.

Seine neun Lieder und Gedichte, op. 32, aus dem Jahr 1864, gleichen darum einer Geisterbeschwörung. Sie lassen die Unglücklichen auferstehen, die von verlorener Liebe, Entsagung und Sehnsucht erzählen – Themen, denen auch Brahms eine sehr persönliche Deutung abgewann.

Ebenso farbenreich, wenn auch klimatisch ganz anders verortet, zeigt sich der Liedzyklus »Don Quichotte à Dulcinée« von Maurice Ravel (1875 – 1937). Der Komponist des weltberühmten »Boléro« hatte die Lieder 1932 ursprünglich als Filmmusik zu einem Stummfilm eingereicht. Cervantes trauriger Ritter wird als Verliebter, als Krieger und als Trinker porträtiert – jeweils mit einem dazu passenden Tanzrhythmus. Seine Gedanken kreisen dabei immer um die imaginäre Geliebten Dulcinea. Die Filmproduzenten entschieden schließlich gegen Ravels Komposition. An ihrer Qualität kann es nicht gelegen haben.