Allgemein, MusiktheaterFünf Dinge, die Sie schon immer wissen wollten: Jean-Philippe Rameau

An Hippolyte et Aricie, der ersten Oper des französischen Komponisten Jean-Philippe Rameau, schieden sich im barocken Frankreich die Geister. Eines war jedoch klar: Rameau hatte etwas geschaffen, das anders war, als das Musiktheater seiner Vorgänger. Ob das nun gut oder schlecht war, könnt ihr ab dem 29. März 2020 selbst beurteilen, wenn die Oper bei uns am NTM Premiere feiert. Bis dahin haben wir für euch fünf Rameau-Fakten zusammengetragen, die ihr in der Stückpause aus dem Ärmel schütteln könnt.

Eins

Auf das Komponieren von Opern verlegte Rameau sich sehr spät. Als Hippolyte et Aricie im Jahre 1733 in Paris uraufgeführt wurde, war er bereits 50 Jahre alt. Viele seiner Zeitgenossen waren überrascht, kannten sie Rameau bis dahin doch hauptsächlich als Musiktheoretiker und Verfasser von Cembalomusik.

Zwei

1715 verpflichtete sich Rameau per Vertrag, 29 Jahre lang in Clermont-Ferrand als Organist zu arbeiten. Als einige Jahre später sein Bekanntheitsgrad stieg und es ihn in die Metropole zog, wollte man ihn nicht gehen lassen. In seinem Ärger über die Kirchenbehörden zog Rameau daraufhin während eines Abendgottesdienstes buchstäblich alle Register, bis in die unschönsten Disharmonien. Nachdem man ihn des Vertrages entband, spielte er die Orgel wieder mit der ihm üblichen Brillanz und Harmonie.

Drei

Voltaire saß bei der Uraufführung von Hippolyte et Aricie im Publikum. Hatte er Rameau zunächst als musikalischen Pedanten abgetan, änderte er seine Meinung über den Komponisten schon bald. Einem persönlichen Treffen folgte die Zusammenarbeit an Opern Rameaus, wie zum Beispiel La Princesse de Navarre und Le temple de la Gloire, zu denen Voltaire die Libretti verfasste.

Vier

Weitestgehend unfreiwillig geriet Rameau während seiner Laufbahn als Opernkomponist in mehrere musikalische Kontroversen. In Antwort auf seine Oper Hippolyte et Aricie bildeten sich zwei Fronten: Die „Ramisten“ befürworteten Rameaus neuartige Opernkompositionen, die „Lullysten“ sahen darin den Untergang des damalig durch den Komponisten Lully etablierten Musiktheaters. Während Rameau hier also als musikalischer Revolutionär gehandelt wurde, sollte er im späteren Buffonistenstreit (französische vs. italienische Oper) als Vertreter veralteter französischer Musiktraditionen angeführt werden.

Fünf

Viele Werke Rameaus erschienen seinen Zeitgenossen als derart neuartig, dass sie als unspielbar galten und vorerst nur theoretisch von Kritikern beurteilt werden konnten. So erschien den Sängern im 18. Jahrhundert beispielsweise das Trio der Parzen aus dem II. Akt von Hippolyte et Aricie nicht umsetzbar. Erst in der späteren Aufführungspraxis, so auch am NTM, wird die „unmögliche“ Fassung des Trios gesungen.

Ashleen Sauerborn