Woche 3
20. Juli bis 26. Juli
Plus Zehn
Es ist Freitagabend, eine vollgepackte Probenwoche liegt hinter dem Team von »Dark Spring«. Beleuchtungsproben, Videoproben, Anproben, musikalische Proben, technische Proben, Requisitenproben und vieles mehr haben die Tage – man könnte sagen: bis zur Decke – ausgefüllt. Mit großer Spannung erwartet wird jedoch eine ganz bestimmte Art der Probe: Sie firmiert unter der geheimnisvollen Bezeichnung »BO« und meint diejenigen Proben, bei denen die Sängerinnen und Sänger die erarbeiteten szenischen Vorgänge auf der Bühne zum ersten Mal gemeinsam mit dem Orchester ausprobieren. Bühnen-Orchester-Proben (»BOs«) sind in jeder Produktion ein spannender Augenblick. Ganz besonders gilt dies aber im Kontext einer Uraufführung, denn hier entfaltet sich zum ersten Mal der gesamte Reichtum in Farben und Textur der neuen Partitur, zeigt sich zum ersten Mal das Zusammenwirken von Musik, Sängern und Bühne.
Noch nach dem nur mit Klavier begleiteten Durchlauf am Freitagvormittag sitzen Komponist Hans Thomalla, der musikalische Leiter Alan Pierson und Regisseurin Barbora Horáková Joly zusammen, um Anschlüsse zu besprechen, Übergänge, die Länge von Fermaten, Stichworte für Szenenanfänge. Nervosität und Anspannung, ob alles wohl so klappen würde, wie gedacht, geplant und gewünscht.
Bereits am Nachmittag dringen dann Klänge aus den halboffenen Türen des Zuschauerraumes: einzelne Saxophonmelodien, Gongschläge, Drums, eine Gitarre. Am Abend dann bevölkern zehn Musikerinnen und Musiker die Bühne, die in der Besetzung Trompete, Saxophon, Klarinette, Gitarre, Klavier, Keyboard, großer Schlagwerkapparat, Violoncello und Kontrabass Hans Thomallas Song-Oper zum Klingen bringen werden. Soundcheck, dann geht es los. Mit einem Mal werden aus den Melodien, die bisher nur zu Klavierbegleitung erklungen waren, dreidimensionale, lebendige Gebilde, räumliche Klänge, Klang gewordene Atmosphären. Und wenn dann die treibenden Rhythmen der Songs plötzlich von echtem Schlagzeugbeat getragen werden, ist es fast ein bisschen wie Champagnerkorkenknallen. Glückliche Gesichter.