Hauskonzerte anstatt Konzertsaal
Beethovens Meisterwerke sind nur einen Klick von uns entfernt, egal ob Streamingdienst oder im CD-Regal. Im 19. Jahrhundert jedoch war das nicht so leicht. Was also tun, wenn man Beethovens Neunte zu Hause genießen wollte? Dank des Komponisten und Pianisten Franz Liszt, konnten sich Musiker*innen einige Mühen sparen. Er veröffentlichte im Auftrag von Breitkopf und Härtel Arrangements zu allen Sinfonien Beethovens. 1865 kam es schließlich auch dazu, dass er auf Drängen seines Verlegers die 9. Sinfonie für zwei Klaviere zu vier Händen publizierte.
Der Tritt in große Fußstapfen
Doch wie genau geht man sowas an? Insbesondere Beethovens 9. Sinfonie… Als wären die ersten drei Sätze nicht Herausforderung genug, kommt noch die Transkription des anspruchsvollen Schlusssatzes hinzu. Ein Ding der Unmöglichkeit! Diese Sorge ließ Liszt auch zu Beginn seines Auftrages zögern. Gerade aufgrund des 4. Satzes, kostete ihn die Vervollständigung des Arrangements Jahrzehnte an Bedenken.
Wie begann er also einen Orchesterpart auf ein Klavier mit gerade mal zehn Fingern zu begrenzen? Ganz abgesehen von den fehlenden Solist*innen und dem so wesentlichen Chor. Der Pianist wusste Reduzierung gekonnt einzusetzen. Doch nur mit zwei Klavieren war es ihm möglich notentreu zu bleiben und die Komplexität des Orchestertonsatzes zu konservieren. Liszts akribische Transkriptionen stellten jedoch nicht nur sein technisches Können zur Schau. Ihm war die richtige Interpretation der Sinfonie von großer Bedeutung. In seinen Notationen verwies er auf eine eindeutige Stimmunterscheidung, damit die vielfältigen Klangfarben der Orchesterinstrumente entsprechend wiedergegeben wurden.
Das, was seine Fassung für vier Hände an Wirkung und dramatischen Effekt verliert, gewinnt sie an Ausführlichkeit. So schafft er es die Balance zu finden den virtuosen und überwältigenden Charakter des Stückes auf dem Klavier einzufangen und zu reproduzieren. Er macht erkenntlich, dass der Gesang der »Ode an die Freude« nur verstärkt, was längst da ist.
Live aus dem Nationaltheater
Um den Tauftag am 17. Dezember zu begehen, richtet das NTM nun einen aufwändigen Live-Stream aus, der es allen ermöglicht mitzufeiern, wenn Leonhard Dering und Kirill Zvegintsov sich Beethovens Neunter Sinfonie widmen.
Nähere Informationen zum digitalen Angebot des Nationaltheater Mannheims und dem Live-Stream findet ihr hier https://www.nationaltheater-mannheim.de/de/index-digital.php
Rejana Rempfer
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