AllgemeinDear diary, … Albert Herring. #3

Info: In allen Sparten bietet das NTM bei ausgewählten Stücken eine Produktionsbegleitung für Schulklassen und Gruppen an. In Gesprächen mit dem künstlerischen Team, Probeneinblicken und Führungen hinter die Kulissen erhält die Gruppe einen intensiven Einblick in den Theaterbetrieb und bereichert die Inszenierung durch Nachfragen und Feedback. Am Ende des Projekts steht der gemeinsame Besuch der Premiere oder einer Vorstellung.

Der Grundkurs Darstellendes Spiel 10 des Lise-Meitner-Gymnasiums setzt sich dafür seit Mitte Juni intensiv mit Benjamin Brittens Oper „Albert Herring“ auseinander.
Zu Beginn stand ein Workshop mit Musiktheatervermittler Oliver Riedmüller, in dem die Schüler*innen die Handlung der Oper in kleinen Gruppen selbst durchspielten. Aufbauend auf diese eigene Erfahrung mit der Handlung sollten die Schüler*innen fiktive Tagebucheinträge von Albert Herring schreiben, jeweils zu unterschiedlichen Entwicklungsschritten, die er in der Oper durchlebt.

Der dritte Tagebucheintrag spielt am Ende der Oper. Hier beschreibt Albert Herring, wie er sich nach all dem, was er erlebt hat, fühlt:

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Liebes Tagebuch,

die letzten Tage waren ganz schön merkwürdig und es ist viel passiert. Ich werde dir im Nachfolgendem darüber berichten. Alles fing damit an, dass eine Maikönigin gesucht wurde. Aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen kamen sie irgendwie auf mich. Nancy und Sid haben mir was in den Drink gemischt und ich habe mich entgegen allen Erwartungen völlig danebenbenommen. Anschließend bin ich abgehauen und bin in den Pub gegangen und habe es ein wenig übertrieben. An den Rest kann ich mich irgendwie nicht erinnern. Aber was ich noch weiß lässt mich erahnen, wie eingesperrt ich vorher war. Wie sehr mich meine Mutter und die anderen zurückgehalten haben. Außerdem erkenne ich jetzt, warum mich die anderen Jugendlichen nie unter sich akzeptierten. Als ich heute endlich nachhause gekommen war, habe ich ihnen das genauso gesagt. Ich war so so so wütend. Aber es war auch befreiend, ihnen endlich meine Meinung zu sagen. Anschließend haben mich alle mit großen schockierten Augen angeschaut. Alle außer die Jugendlichen, diese haben mich endlich akzeptiert und unter sich aufgenommen. Meine Mutter ist sehr verletzt, aber das war‘s wert. Natürlich fühle ich mich schuldig, dass ich den Ansprüchen meiner Mutter nicht genügen kann und sie enttäuscht habe, aber ich muss auch an mich selber denken. Mein ganzes Leben stand sie an erster Stelle, aber damit ist jetzt Schluss. Ich bin jetzt alt genug und möchte mein eigenes Leben führen. Ich möchte so sein wie die anderen in meinem Alter, ich möchte Freunde haben, ich möchte Partys haben und endlich mein Leben genießen. Jedoch kann ich das alles nur, wenn ich endlich an erster Stelle stehe.

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Hanno, Katharina, Lennard, Maxima

Momentaufnahme aus dem Vorbereitungsworkshop zu »Albert Herring«