Logbucheintrag 10
Es ist der 25.06.2022, nur noch ein paar Stunden bis zum Abflug.
Eine Sache fehlt noch bevor wir unsere Reise antreten. Ein ordentlicher Kongress. In den Stunden vor dem Abflug fand im Werkhaus unseres Theaters, der technischen Kommandozentrale des Raumschiffes, der Klimakongress statt. Die Ambivalenz des Themas wurde dargestellt, indem die verschiedenen Vorträge von musikalischen Beiträgen getrennt wurden – Leid und Genuss im Kontrast. Eingeladen wurden drei Persönlichkeiten, die nicht verschiedener sein könnten. Mitbegründer des „Theater des Anthropozäns“ in Berlin, Frank M. Raddatz, Sebastian Ackermann, Leiter der Kommunikationsabteilung der MVV und Frau Dr. Barbara Unmüßig, Politologin und ehemaliges Vorstandsmitglied der Heinrich-Böll-Stiftung. So wurde die Klimakatastrophe erneut aus der Perspektive des Theaters beleuchtet. Herr Raddatz arbeitet eng mit den Berliner Universitäten zusammen, um die verschiedensten Theaterprojekte und -stücke rund um das Thema Klima zu verwirklichen und unter die Leute zu bringen. Herr Ackermann von der MVV sprach über die Klimaziele des Mannheimer Strom- und Gasversorgers. Dieser soll bis 2030 80% des CO2 Ausstoßes verringern, bis 2040 klimaneutral sein und danach klimapositiv. Er betonte allerdings, dass der Klimakrise nur mit Kommunikation entgegengewirkt werden kann und mit dem Willen Experten zuzuhören und mit ihrem Wissen zu arbeiten. Frau Unmüßig legte zudem großen Fokus auf den Aspekt der Gerechtigkeit. Die Welt sei zerklüftet und unfriedlich, voll von Krieg, Hunger und Flucht. Nicht alle haben die gleichen Voraussetzungen und so müsse beachtet werden, dass Gerechtigkeit nicht Gleichheit bedeute. Auch im Klimakontext müsse es daher um gerechte Verteilung von Rechten und Pflichten gehen. Die Länder können nicht verglichen werden, was den CO2-Austoß angeht und haben daher andere Pflichten im Kampf gegen den Klimawandel. Bereits während der Vorträge kam es zu interessanten Reibungen zwischen den Beteiligten, die zeigten, wie viele verschiedene Player es für eine Lösung des größten Problems unserer Zeit braucht. Versöhnend wurde nach einem Konzert der „Curious Chamber Players“ unter Leitung von Malin Bång, eine gemeinsame Podiumsdiskussion geführt.
Woran liegt es, dass die Klimakatastrophe, nicht endlich wie eine Krise behandelt wird?
Lea Schönfeld und Lukas Ries – over!