Logbucheintrag 5
Es ist der 19.06.2022, noch 6 Tage bis zum Abflug.
Wir müssen fließen wie Wasser! Das war es, was Bernhard Forck immer wieder sagte, als er mit dem Orchester des Wandels die vergangenen Tage im Orchesterprobensaal des Nationalthea- äh, Raumschiffes! – probte. Und das taten sie heute Abend nun wirklich – unter anderem.
Orchester des Wandels… wie das schon klingt! So hoffnungsvoll, als könnte Musik doch, im Gegensatz zu dem was Amitav Ghosh beim Roll Out unserer Rakete sagte, die Welt verändern, sie doch noch retten. Und das scheint es auch zu sein, was sich dieses Orchester seit seiner Gründung 2020 vorgenommen hat, soweit meine Aufzeichnungen belegen. Pläne zum Einsparen der eigenen Emissionen, CO2-Kompensation, die gleichzeitig Musik und Kultur unterstützen, eine Schokolade aus ökologisch angebauten Kakaobohnen, transportiert mittels Segelschiff und Lastenrad, als Merchandise UND ein Projekt, dass die Wiederaufforstung von exotischen Regenwäldern in Madagaskar vorantreibt, damit auch in Zukunft das optimale Holz für jedes Instrument vorhanden ist! Da fehlte für die Vorbereitung auf unseren eigenen Aufbruch zu neuen Strategien und Horizonten eigentlich nur noch eine Solistin, die sich für die gleichen heldenhaften Motive einsetzt.
Und schon tauchte sie auf: Die Weltklasse-Cellistin Tanja Tetzlaff besuchte uns in unserem Raumschiff in Mannheim und erklärte sich dankenswerterweise auch bereit, ein exklusives Interview mit uns für Euch, liebe Log-Leser*innen, zu führen, das ihr spätestens in den folgenden Tagen hier finden könnt. Freut Euch schonmal! Darin erzählte sie, wie sie die Umwelt schont und was ihrer Meinung nach der Beitrag der Kultur, spezieller der Musik, sein kann. Aufgabe der Musik in dieser kollektiven Anstrengung sei es, so Tanja Tetzlaff, das zu machen, was sie mitunter am besten kann: Anrühren und die Menschen so nicht nur bei ihrem Verstand sondern auch und vor allem in ihren Emotionen zu packen und so zum Handeln zu bewegen.
Diese wirkmächtige und hochmotivierte personelle Zusammenstellung spiegelte sich auch im Benefiz-Klimakonzert. (Dessen Musik übrigens definitiv auch ein Kandidat für unseren Reisesoundtrack sein könnte, würde ich sagen!) Dass man die Begeisterung der Musiker*innen durch die Musik hören konnte, darin waren sich sicherlich alle einig. Und dass sie zudem ansteckend war, hörte man an den lautstarken Jubelrufen des Publikums.
Die Musik wurde zudem komplettiert durch die Stimme von Ragna Pitoll, die sich mit Cello-Solostücken abwechselten und dem Abend wiederum das nötige Gewicht und gleichzeitig das besondere Etwas verlieh, das den Abend abwechslungsreich und außergewöhnlich machte.
Deshalb stelle ich mir für heute folgende Fragen: Ob ein solches Programm, eine solche Musik, die so bewegen kann, nicht eigentlich von einem anderen Stern kommen muss? Wenn ja woher und wie ist sie hergekommen? Werden wir ihren Ursprung in der weiten Galaxis entdecken? Und müssten wir dafür vielleicht alle ein bisschen mehr fließen wie Wasser?
von Leonie Wessling
(Foto @maximilian.borchardt)