Allgemein, Mannheimer SommerBild des Tages: Von Monstern und Mozart beim Maskenball

Tropfen perlen im Wettlauf gegeneinander an der protzigen Discokugel in Schwetzingen ab, vereinzelt huschen alte Bekannte aus dem Nationaltheater durch den Garten. Es ist ein trüber Sonntagmittag. Dunkle Ringe unter müden Augen und wissende Lächeln weisen heimlich auf die Geschehnisse des Vorabends hin.
Schon vor der großen Party flanierten Festivalbesuchende in teuren Rokoko-Gewändern über die Anlage, bereiteten sich in der sengenden Sonne auf spätere Tanzeinlagen vor. Auch das Festivalteam schlüpfte pünktlich zur Abenddämmerung in prunkvolle Kleider und Anzüge. Es folgte noch ein letzter Schliff: Masken, die in ihrer Form und Farbe nicht zu überschauen waren. Und wer keine dabei hatte, wurde vor Ort versorgt oder beim Basteln unterstützt, teilweise von Josa Marx persönlich. Der Kostümbildner, später prämiert für das beste Erscheinungsbild des Abends, war auch verantwortlich für die Garderobe der Darstellenden auf dem Maskenball. Mehrere hundert Gäste wurden so zum Teil einer interaktiven und immersiven Performance, inszeniert von Margo Zalite, die nicht nur Opernsingende, sondern auch wahrhaftige Monster heraufbeschwor. So entstand im barocken nördlichen Zirkelbau ein Raum, der verschiedenste Individuen zu einer homogenen Masse zusammenführte. Ein Volk, das zwischen Wirklichkeit und Traum, zwischen klassischer Musik und schallendem Bass, zwischen warmem Kronleuchterlicht und Nebelschwaden sein konnte, was auch immer es sein will. Ganz gleich des Alters oder des Berufs, alle tanzten sie ekstatisch bis in die frühen Morgenstunden und ergötzten sich an der pulsierenden Atmosphäre im Saal. Man könnte fast meinen, es sei ein gelungener Abschluss für den Mannheimer Sommer gewesen.
Aber, aber! Bloß nicht die Köpfe hängen lassen, das Gegenteil ist nämlich der Fall. Denn der Maskenball war eines der ersten Feste, ein hors d’œuvre für alles, was noch kommt. So müssen sich die Feierwütigen schon heute bereit machen für die nächste Veranstaltung – die Premierenfeier im Studio Werkhaus von Albert Camus’ „Der Fremde“, geleitet von Cecilia Arditto Delsoglio und Annette Müller.

Text: Alina
Bild: Hannah