Auf den ersten Blick hat so eine Anhäufung von Klavieren etwas Befremdliches. Ein Klavier ist ja eigentlich ein sehr einsames Instrument und selten in Begleitung von Artgenossen vorzufinden. Während Flöten, Geigen und Trompeten regelmäßig die Welt bereisen und immer wieder auf neue Instrumente stoßen, führt das Klavier ein Leben als Einzelgänger. Alleine steht es auf der Konzertbühne, im Probenraum einer Musikschule oder im Wohnzimmer einer Familie. Und jetzt stehen hier siebzehn ausrangierte Klaviere, die aus ganz Deutschland zusammengebracht wurden, um eine letzte Reise anzutreten. Während ich zwischen den altersschwachen, brummenden und röhrenden Mammuts umhergehe, entdecke ich dieses Bild. Ich betrachte das Klavier und das Bild genauer und versuche seine Geschichte zu erahnen. Großeltern, die an Weihnachten ein Duett vortragen. Ein angeheiterter Onkel, der auf der Familienfeier Schunkellieder zum Besten gibt. Eine zehnjährige Tochter, die auf den Tasten rumklimpert und nach den richtigen Tönen sucht. Mir wird klar: Ein Klavier mag zwar oft alleinstehen, aber einsam ist es keineswegs.
Text und Bild: Alicia Arens