Es ist Montagmorgen, 11 Uhr in Schwetzingen. Ich fahre mit dem Auto durch das Tor zum Mitarbeitendenparkplatz und werde vom Pförtner gestoppt. Er ist ganz verwirrt, heute ist doch Ruhetag für das Nationaltheater, er fragt ob heute noch mehr kommen. „Heute wird´s ruhiger“, sage ich ihm, mehr manifestierend als wissend. Er macht sich eine kurze Notiz und wünscht mir einen schönen Tag. Das Wetter ist trüb und es ist ruhig im Park. Hinter mir liegt die erste Festivalwoche und vor allem eine kurze Nacht nach dem Maskenball. Mir kommen einzelne Erinnerungen in den Kopf, von tanzenden Monstern und singenden Smileys und ich frage mich, ob An der schönen blauen Donau wirklich in „meow meow meow“ umgedichtet wurde, oder ob das alles nur ein Fiebertraum war. Ich komme zu spät in die Redaktionssitzung, schleiche schnell hinein und merke, dass ich noch nichts verpasst habe. Die anderen scheinen auch ein bisschen langsamer als sonst zu sein.
Ein Blick in die Dispo. 01.07.2024: keine Vorstellungen, Installationen, Audiowalk. Boden reinigen, Abholung Boxsack, Probe Orchesterkaraoke, Generalprobe Mozart Dance Explosion. Und wir bereiten die nächsten Blogbeiträge und Einführungstexte vor.
Auf dem Bürotisch stehen acht Aschenbecher, halbleere Gläser mit abgestandenem Kaffee und ein paar liegengebliebene Masken. Einmal kommt eine Parkbesucherin ins Festivalzentrum herein, ich dachte, es wäre geschlossen. Sie ruft „He, lebt hier jemand?“ und niemand antwortet.
Was passiert heute eigentlich noch? Und wo sind eigentlich alle?
„Wir sind heute im Festivalentspannungstag“, höre ich Kasia, die künstlerische Produktionsleiterin, am Telefon sagen. Ich weiß nicht zu wem. Jan, der künstlerische Leiter, ist heute selbst am Proben, der Chef ist nicht da.
Es gibt ein Teammeeting, mit allen, die heute doch im Schloss unterwegs sind, um die zweite Festivalwoche durchzusprechen. Es ist alles klar, die Stimmung scheint zuversichtlich und alle schwärmen wieder aus.
Vielleicht ist das heute die Ruhe vor dem Sturm. Auch ein Blick in die dunklen Wolken scheint meine Vorahnung zu belegen. Aber he, heute ist´s ruhiger, das haben der Pförtner und ich manifestiert.
Bild & Text: Tinka Bitzel