Allgemein, Konzert, Musiktheater, überdiesDIE HISTORISCHE FRANCESCA

Francesca da Rimini – real oder erfunden?

Francesca da Rimini ist die Heldin der gleichnamigen Oper von Sergej Rachmaninow, die ab dem 24. März 2019 in der Reihe konzertanter Opern auf der Bühne des Nationaltheaters zu erleben ist. Nicht nur Rachmaninow, viele andere Künstler und Komponisten vor ihm waren von Francescas Geschichte inspiriert. Zu allererst natürlich Dante, der 1321 in Ravenna verstorbene Dichter, der in seiner Göttlichen Komödie vom Schicksal Francesca da Riminis berichtet.

Lesen Sie dazu auch die Blogbeiträge »Dante: Paolo und Francesca« sowie »Fünfmal Francesca«.

 

Italien im 13. Jahrhundert: Was man weiß

Um 1240

Bereits seit dem Mittelalter prägen innerstädtische Kämpfe das öffentliche Leben Italiens. Um 1200 verstärkt sich die Feindschaft der kaisertreuen Ghibellinen und der Papstanhänger, den Guelfen. Guido da Polenta, Herr von Ravenna, genannt Guido Minore zählt zu den Anhängern des Papstes.

Um 1255

Francesca da Rimini wird als Tochter des Herrn von Ravenna, Guido da Polenta, geboren. Um die Macht der Familie auszuweiten, wird sie 1275 an Gianciotto Malatesta, den Sohn des Söldnerführers Malatesta da Verucchio, Herrscher über Rimini, verheiratet.

Um 1283

Gianciotto tötet seine Frau Francesca, als er sie beim Ehebruch mit seinem Bruder Paolo ertappt. Der Legende nach, wie sie insbesondere Giovanni Boccaccio erzählt, war Gianciotto missgebildeter Gestalt. Um Francesca zur Heirat zu bewegen, wurde deshalb Gianciottos Bruder Paolo (genannt »il Bello«) nach Ravenna geschickt und als zukünftiger Ehemann ausgegeben. Erst nach der Hochzeit soll Francesca der Betrug aufgedeckt worden sein. Sie hielt jedoch an ihrer Liebe zu Paolo fest. Die Datierung der Ermordung ergibt sich daraus, dass Paolo am 28. Februar 1283 letztmals als lebend bezeugt ist und dass Giovanni spätestens 1286 eine neue Ehe geschlossen hat.

1304

Giovanni (Gianciotto) ist in Rimini nie an die Macht gekommen, da er vor seinem Vater starb. Er wurde 1304 ermordet.

1311

Francesca da Rimini und Dante Alighieri waren Zeitgenossen. Francescas Neffe Guido Novello da Polenta war in Ravenna Dantes Gastgeber. Die zeitgenössischen Chronisten schweigen jedoch über die von Dante beschriebenen Vorgänge weitgehend. Als historische Gestalt ist Francesca nur in einem einzigen Dokument bezeugt, und zwar nur mit ihrem Taufnamen: im 1311 abgefassten Testament ihres Schwiegervaters, wo von ihrer Mitgift und ihrer Tochter Concordia, nicht aber von ihrer Herkunft die Rede ist.